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Know How: Entrosten

...nichts Leichter, als das...
nur noch kopfschüttelnd schaue ich an, was die Tuning Experten im Fernsehen alles zusammenmurksen (obwohl ich in der letzten Folge da schon einen Lerneffekt beobachtet habe, offensichtlich sind die ersten Fahrzeuge mit Rost wieder zurückgekommen :-)).

1. Die Drahtbürste ist höchstens als Handwerkzeug erlaubt und nur zum Entlacken geeignet.

2. Die Drahtbürste verdichtet den Rost, darunter lebt wasserdurchtränktes Metall. Man bekommt den verdichteten Rost auch kaum mit Schleifen ab. Selbst das Strahlen ist danach zeitaufwändiger.

3. Entrosten nur durch Schleifen auf ebenen Flächen, Beizen bei nicht-Gussmaterialien, oder nicht-hochfesten Bauteilen, oder Strahlen.

Im Bild oben zu sehen:

-Mitte: Achsschenkel mit Drahtbürste traktiert

-Oben: gestrahlt mit Schlacke, noch nicht vollständig, aber die Oberfläche ist schon aufgebrochen

-Unten: fertig gestrahlt, ca. 30 min. Zeitaufwand bei einem kleinen Achsschenkel.

Lackiert man so ein Teil dann mit den Spraydosen aus dem Autozubehör hat man nach dem ersten Winter wieder ein total vergammeltes Teil. Auf das Metall gehört entweder eine EP Grundierung, oder ein spezielle PU Lack (Chassislack), der mit dem Wasser in den Poren reagiert und dem Metall entzieht.

Pulverbeschichten?
Nein Danke, der Pulverlack auf den Bremssätteln werden durch die Bremsflüssigkeit aufgelöst und meine Anhängerkupplung ist nach 4 Jahren flächig unterrostet. Pulverbeschichtete Teile sind dann entweder aufwändigst mechanisch zu entlacken, oder müssen gebeizt werden. Meine AP Federn sind gebrochen, durch Unterwanderung von Wasser unter dem Pulverlack. Nach dem ersten Winter sind die AP Federn komplett rostig. Da lieber einen hochwertigen Chassislack, wenn der nach Jahren abgenutzt ist (und die angeblich nicht unterwandert werden, sondern direkt abplatzen, wo Rost ist), ist der leicht (relativ leicht) durch Strahlen zu entfernen und zu erneuern. Selbst bei meinen 20 Jahre alten Nissan Teilen, mit ein paar Rostflecken musste ich relativ lange strahlen...

Wasserstoffverspödung?
Auch hier habe ich schon wieder Unsinn gelesen, was z.B. Halbwissende als Kommentar unter Videos auf Youtube Kanälen hinterlassen. Das Beizen, also chemisches oder elektrochemisches Vorbehandeln von Metallteilen vor der galvanischen Verzinkung ist Stand der Technik. Ich habe mich mit wissenschaftlichen Studien auseinandergesetzt, bevor ich eine Meinung bilde. Oft wird bemängelt, dass Teile brechen, wenn sie gebeizt wurden. Fakt ist, dass man in der Regel hochfeste Teile/Schrauben nach dem Beizen tempert, also den in das Material diffundierten Wasserstoff durch Wärmebehandlung entfernt. Gerade alte Gussteile sind hier empfindlicher als Stahl, da Guss durch die Graphiteinschüsse metallurgisch porös ist. Was wiederum kein Beinbruch ist, denn gute Galvanikbetriebe haben den Temperprozess integriert. So sind alle meine überholten Bremssättel und restaurierten Schrauben getemptert.
Abgesehen davon ist das bei normalen Schrauben und Stahlteilen kein Thema. Da beim Beizen der Einfluss nicht sehr in die Tiefe geht. Bruchtests haben ergeben, dass ein Versprödungsprozess höchstens bei M2,5 oder M3 Schrauben nachzuweisen ist. Und wer hat schon sicherheitsrelevante M3 Schrauben an seinem Fahrzeug...? Sämtliche Anbeuteile, Haltebleche und Hebel sind praktisch davon nicht betroffen.


© bernhard mueller 2024