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Geschichte Maho Werkzeugmaschinen

Maho hat eine sehr interessante Geschichte, die auch meine Heimat, das Allgäu mit prägt. Es gibt dazu auch ein Buch von Andreas Koop. Hier Informationen aus der Pfrontener Gemeindechronik.

Maho wurde von mehreren Partnern nach dem ersten Weltkrieg um 1920 gegründet. „Im Dezember 1920 schlossen sich fünf Pfrontener Feinmechaniker und ein Augsburger Kaufmann zusammen und gründeten die Reißzeugfabrik Mayr, Hörmann & Cie. GmbH“. Aus der Namenszusammensetzung MAyr und HOermann war der Name MAHO geboren, der auch heute noch als Kurzform der Firmenbezeichnung verwendet wird. Einer der Firmengründer war ein Herr Babel.

1925 wurde in Pfronten Steinach ein neues Produktionsgebäude errichtet. 40 Mitarbeiter fertigten damals Reisszeug Pantographen und Planimeter. Es gab in der Umgebung auch weitere Firmen, die ähnliche Produkte herstellten, Riefler (in Nesselwang) Haff und Ott in Kempten. Letzterer baut heute noch Messgeräte für die Hydrometrie. Seinerzeit vor über 100 Jahren wurden Auswertungen, wie Mittelwertbildungen, Integration usw. mit mechanischen "Rechnern" durchgeführt, was heute z.B. Excel kann...
1934 ging es wieder in ein neues Firmengebäde, da schon 160 Mitarbeiter angestellt waren. Zu dem Zeitpunkt übernahm Michael Babel die Mehrheit der Firmenanteile.

Nach dem 2. Weltkrieg herrschte erst ein Mangel an Material und bei Maho fertigte man wieder Reisszeug und mathematische Instrumente. Erst 1949 begann man mit der SK 250 die erste eigene Werkzeugmaschine zu bauen.
1954 beschäftige man bereits 300 Mitarbeiter. Die Fertigung der Werkzeugmaschinen bedurfte einer hohen Investition und Platzbedarf, so dass wieder eine neue Halle errichtet wurde. Es gab im nahen Österreich Fertigungsstätten in Grän (Thannheimer Tal), das aber ins nähere Vils verlagert wurde.

1970 starb Michael Babel, ein Unternehmer der alten Generation. Sein patriarchischer Führungsstil typisch für die "alte Garde", unterband auch Innovationen der Zeit. Ein typisches Misstrauen zeigte sich auch, dass er zum Teil das Werkzeug für Produktion oder Werkzeugbau persöhnlich aus seinem Büro ausgab. Er war mit einigen Leuten im Ort per Du, ein typischer alteingesessener Allgäuer halt. Zu Mittag ging er immer heim zum Essen und hielt danach ein Schläfchen. Das ein oder andere Gläschen Wein wurde da auch geleert. Eines Tages wachte er nicht mehr auf und so übernahm sein Sohn Werner Babel die Firma. Nun wurde diese MAHO Werkzeugmaschinenbau Babel & Co. unbenannt. Mit der neuen Führung wehte dann ein neuer Stil und sorgte auch für eine Motivation der Mitarbeiter: überdurchschnittliche Löhne, Betriebsrente... Werner Babel investierte viel in das Wachstum und Innovationen, was der Firma dann auch Erfolg bescherte.
Anfang der 70'er hatte man ein weiteres Werk in Wertach im Allgäu und 1973 kaufte man den Maschinenhersteller Thiel, der sehr ähnliche Fräsmaschinen wie Deckel und Maho baute.
1975 baute Maho eine "Tip Numeric Control Steuerung" als konstengünstige Alternative zu den damals sehr teuren NC Steuerungen. Ende der 70'er begann bei Maho die NC Ära, erste Bearbeitungszentren wurden konstruiert. Es wurden zu der Zeit ca. 1000 Mitarbeiter beschäftigt und auch in den USA gab es eine Niederlassung und Montagestandort... 1985 wurde in Pfronten ein neues Werk eröffnet.

1986 wurde Maho dann zur AG, wobei Werner Babel die Mehrheit behielt. Das brachte eine ordentliche Kapitalerhöhung, was in eine enorme Expansion investiert wurde. Z.B. kaufte man den italienischen Drehmaschinenhersteller „Graziano Tortona“ sowie die Schweizer Hansen Gruppe. Das ehemalige Thiel Werk in Emstal wurde erweitert. In Budapest und Hessen wurden neue Werke errichtet und nach dem Fall der Mauer wurde die Ruhla Werke gekauft (heute Seebach). Auch wurde ein Mitbewerber aus Kempten in der Nähe (Korradi) gekauft. In Kempten wurde auch eine große Bettschleiferei gebaut, die ich zu Studienzeiten noch besichtigen konnte. Damals war diese aber schon im Besitz von Bridgeport. Ein großer Anteil der Produkte von Maho gingen auch in den Ostblock, dessen Zusammenbruch in den 90'ern brachte aber Maho finanziell ins Wanken, da die Investitionen dafür noch nicht erwirtschaftet wurden. Geldgeber machten Druck, um die aufgrund Missmanagement in finanzielle Probleme geratene Traditionsfirma Deckel mit Maho zusammenzuschließen, die einst bittere Konkurrenten waren. Nichtsdestotrotz ging die Deckel Maho AG 1994 in Konkurs. Die Werke in Emstal, Wertach (heute Berger, die immer noch Teile für DMG Mori fertigen), Vils und Groß-Umstadt und in Italien wurden verkauft. Übrig blieben je 3000 Mitarbeiter in den Werken Geretsried und Pfronten. Aufgrund der anhaltenden Krise sank die gesamte Mitarbeiterzahl dann aber auf 1000.

Hier investierte mithilfe einer Bank die Gildemeister AG und kaufte den angeschlagenen Deckel Maho Konzern. Gildemeister selber baute eher mittelmäßige Werkzeugmaschinen, ich habe selber im ersten Praxissemester an einer damals 1,5Mio DM teuren Gebraucht-CNC Drehbank von Gildemeister Reparaturen durchgeführt. Dabei waren einige furchtbare Konstruktionsdetails zu bemängeln...
Unmittelbar nach der Übernahme hatte Deckel Maho aber schon neue Weltklasse Konzepte für Universalmaschinen im Programm, womit der Aufschwung möglich war. Zur Jahrtausendwende wurde in Pfronten dann das 3. Werk aufgebaut. 2003 gabe es dann schon ein Werk 5.


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