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5 Saiter E Bass Eigenbau

Das Testen einiger 5-Saiter in einem großen Musikgeschäft gab erst mal eine große Enttäuschung: für 5500 DM so ein schlechtes Sustain? Mein geschraubter Maple Hals hat da mehr zu bieten! Der Verkäufer meinte natürlich, daßich mich da täusche, aber wer glaubt schon einem Verkäufer, anstatt seinen Ohren... Die Entscheidung war klar, ich baue mir einen 5 Saiter selber:




Bauweise und Hardware

Natürlich fielen bei dem Stück Ahornbrett des Maplehalses noch ein ordentlicher Rohling für einen 5 Saiter ab. Dieser sollte ein Stingspacing wie ein 4 Saiter haben und einen durchgehenden, 4-streifigen Hals mit stehenden Jahresringen besitzen. Dadurch benötigte ich für den Korpus nur noch zwei Flügel, die auf den Hals geleimt wurden. Außerdem wollte ich dieses Mal Humbucker Tonabnehmer verwenden, da bei Auftritten auf großen Bühnen die Singleciols extrem brummten und so keine Soundvariabilität vorhanden war. Zum Zeitpunkt des Projektes um die Jahrtausendwende, waren gedimmte Leuchtmittel noch Stand der Technik und weder blaue LED's noch LED Scheinwerfer ein Thema. Das Zusammenstellen der Hardware war diesmal ein mehr als sechs Monate langes Problem. Zuerst wollte ich eine Brücke mit besagtem Saitenabstand, was kaum mehr zu beschaffen ist. Durch Zufall und vielen Telefonaten ergatterte ich noch einen Restposten von Göldo: eine schwarz verchromte Brücke mit einhängbaren Saiten. Ein super Teil, leider kaufen die Kunden so etwas nicht mehr, auch beim Hersteller konnte ich keine Zweite mehr bekommen. Das andere Problem: die auserwählten Bartolini Humbucker. Der Vertrieb versprach mir eine 2 monatige Lieferzeit, auch für die Elektronik (die von dem damaligen Bartolini Vertrieb gebaut wurde). Kurz: es kam nichts, nicht einmal die Elektronik haben sie auf die Beine bekommen, also wurde alles storniert und wieder durch Zufall ein Satz gebrauchter Bartolinis in einem Geschäft ausfindig gemacht. Diese kosteten zwar so viel wie Neue, angeblich wüßte ich nicht, was die kosten, blablabla... Verkäufergeschwafel... Ich war mir die Warterei leid und griff trotzdem zu.

Das Holz für den Korpus

Nun zu dem ersten erfreulichen Thema: das Holz füür Korpus und Griffbrett: dieses habe ich mir bei Stratmann Gitarren, dem Holzlieferanten von Formentera Guitars bestellt. War zwar nicht ganz billig aber sein Geld wert! Ich habe mich diesmal für einen echten Edel Hifi Sound entschieden, der Body war aus Mahagoni mit Nußbaum Furnier, auch für die Kopfplatte. Das Griffbrett war ein Stück Palisander. Da bekam ich auch ein sehr hartes, schönes Exemplar. Angeblich soll der Korpus bei durchgehenden Hälsen ohnehin nicht viel Einfluß auf den Klang haben. Im September 1999 war es so weit, ich habe noch meinen Resturlaub genommen, da auch beruflich ein Stellenwechsel anstand, und in zwei Wochen den Bass gebaut. Zur Bundierung wurde für fast 300 DM diesmal eine Schneidelehre gekauft, die Bundstäbchen sollten medium Jumbos von Dunlop sein. Da ich zwischenzeitlich auch mal Reparaturen bekomme und dies nicht mein letzter Bass sein soll, habe ich mir auch gleich eine Rolle Bunddraht zugelegt. So hatte ich auch keine Probleme mit dem breiten Griffbrett, da ich so viel Bunddraht wie gewünscht abzwicken konnte.

Was war von diesem Bass zu erwarten

Ein echter Edelbass Sound. Am besten klingt er direkt über eine Breitbandbox, also der typische Hifi Sound. Die verwendeten Bartolinis haben nahezu keine ausgeprägte Resonanz, so daß man fast alle Sounds mit einem guten parametrischen Klangregler aufzwingen kann. Bei meinem erworbenen SWR BabyBlue kein Problem und dank Hochtöner kommen auch die feinen Höhen der Bartolinis rüber. Durch den durchgehenden Hals ist das Attack sehr weich und der Ton steht ewig und noch drei Tage... da geht den Gitarristen ohne Verzerrer die Luft aus. Der Bass setzt sich aber nicht so durch, verhält sich mit der Band wie ein Kontrabass, nur mit etwas mehr Definition. Für die Big Bands ja optimal, denn er hat auch einen schönen Schub von unten, wenn die Lautsprecher das bringen. Da kann man auch beim Begleiten Slappen, ohne sich in den Vordergrund zu drängen... Nur über den Stegtonabnehmer gespielt ist aber ein ordentlich und tragfähiger "Jaco" Sound da! Da bleibt kein Auge trocken, besonders wenn Birdland auf dem Programm steht (gell Klaus?), damit kann man nach vorne bohren!

Die harte Bauweise mit den eng gewachsenen Jahresringen und dem mehrstreifigen Hals verhält sich also nicht so, wie man erwartet hätte. Der Wermutstropfen: Der Trussrod sollte diesmal ein Doppel-Doppel Trussrod sein, um den Hals notfalls in beide Richtungen biegen zu können. Leider war das rostige Teil nur in der Lage in einer Richtung zu biegen und ich hatte schon das Griffbrett drauf. Aber der Hals ist so stabil, daß er jetzt zwar mit deutlicher Krümmung, aber trotzdem niedriger Seitenlage schon über ein Jahr knicklos standhält. Die Bundierung mit der gefrästen Schablone erwies sich als "Edelanschaffung". Ich habe noch nie einen Bass so leicht bundrein einstellen können. Und das bis in die höchsten Lagen beim Akkordspielen, wobei die Reiter der Brücke kaum verschoben werden mußten. Bei der H-Saite sollte man auf alle Fälle eine Ausführung mit offenem Kern verwenden! Damit ist die Intonation bei hohen Lagen und das Obertonverhalten dieser kritischen Saite am Besten. Auch der "Nullbund" verbessert die Intonation durch besseres Schwingverhalten am Sattel. Akkorde klingen extrem rein, nur bei Besaitung mit einer hohen C Saite muß man aufpassen, daß man die Saiten nicht so stark zieht. Das ist aber ein generelles Bassistenproblem (die Grobmotoriker! ;-).

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© 2024 by bernhard mueller