Restauration: Warum Murena?
typ. Mängelliste
Ausgangszustand
Nägel mit Köpfen
Los geht's
Details
Motor rein
Elektronik/Bremsen
EFI
total zerlegt
Maschinen
Montage
Hochzeit
Kunststoff
Gesicht
Endspurt?
2015
Umzug
Neuanfang
Halbzeit?
Steuergerät
Div...
Inbetriebnahme
Motor 2
Motor 3
Motor 4






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Mein noch unrestaurierter murena 2.2 von 1983, fotografiert im Oktober 2000

Kapitel 1: der Ausgangszustand

Warum man so einen Wagen haben will, wird jeder mit sich selber ausmachen. Bei mir war es eine persönliche Geschichte, der ich ein eigenes Kapitel gewidmet habe. Hier folgt die Geschichte und Restaurationsverlauf mit meinem Wagen, der nicht gerade die beste Basis hatte:

Nachdem ich mich entschlossen hatte, wegen meiner Nichtauslastung ein weiteres Hobby zu beginnen und mir sonst schon alle Kindheits- und Jugendträume erfüllt hatte, sollte endlich ein 2.2l murena von 1983 in rot angeschafft und restauriert werden. Dass viel zu tun ist, wenn auch die Basis, also die Karosserie nicht weggammelt, war mir klar. Aber wenn nicht mein Vater so viel Druck auf mich ausgeübt hätte, wäre die Suche noch länger und gründlicher gewesen, was mir viel Geld erspart hätte. Also ich bin ja nicht schuld ;-), na ja, letztendlich schon..., das Auto kann wirklich nichts dafür. Dazu kommt ja leider immer beim Kauf das Problem des berühmten "haben wollens" das immer die erkannten Auffälligkeiten am Fahrzeug ignorieren läßt.
In meinem Fall waren es Lacknasen, deutliche Spachtelspuren an der linken Karosserieseite und Lacknebel an Rahmenteilen, abgebrochene Innenkotflügelhalter vorne (Auffahrtunfall), das undichte Getriebe (Öltropfen am Differential) und die deutlichen Getriebegeräusche, der ruckelnde Motor und der hakende Gaszug, sowie der Hinweis des Verkäufers, dass man vorsichtig bremsen sollte...

Die typischen Schwächen des Wagens kannte ich schon, in Manchen habe ich mich aber durch das "haben wollen" und dem ständigen Versichern meines Vaters (Chemiker von Beruf) der murena sei technisch einwandfrei was auch der Verkäufer sagte, zum Kauf drängen lassen. Na ja, ein bisschen verrückt muß man schon sein, wenn man ein 20 Jahre oder älteres Fahrzeug kauft und restaurieren will.

Nun kam der Tag, an dem ich mit einem Überführungskennzeichen nach Niederbayern gefahren bin (der Insider merkt schon, da sollte man nichts kaufen, die Volksgruppe ist berüchtigt). Meinen Vater hatte ich noch gebeten eine Abschleppstange zu organisieren, für alle Fälle... Dies tat er nicht, das Auto war ja "technisch einwandfrei". Ich kann diesen Spruch nicht mehr hören und gehe dem Nächsten an die Gurgel, der so was sagt. Na ja, der Wagen sprang einwandfrei an, ich musste ja erst lernen, mit Vergasern umzugehen. Den Gebläseschalter nur als Kipphebel war nicht so mein Ding und sollte bald wieder rückgebaut werden. Spätestens hier sollte ich erkennen, daß Leute, die keine 25 Euro für ein Ersatzteil übrig haben, kein wirkliches Interesse an der Pflege hatten und daß das Ergebnis kein technisch einwandfreies Auto sein kann.

Na ja, der murena lief ja, auch wenn das Voltmeter immer keinen Mux machte, aber das sei normal, sagte ja der Verkäufer. Inzwischen wurde es dunkel und ich konnte mich von der Funktion der pneumatischen Scheinwerferbetätigung überzeugen. Daß diese funktionierte, machte mich stolz und lies mich im Glauben, ein besoders gutes Exemplar erworben zu haben. Dem 1.3l Micra meines Vaters kam ich grade so hinterher, obwohl die Wagen gleich viel wiegen und der Nissan 43 PS weniger hatte. Eigentlich ärgerte es mich, dass mein Vater ständig so flott überholte, es sind ja noch 140 km zu bewältigen und ich kenne den Zustand des Motors ja nicht. Auch die Reifen hörten langsam auf zu holpern, so 20 Jahre alte P7 an der Vorderachse sind für einen Sportwagen wirklich nicht das Wahre. Na ja, ich unterschlage mal einen Stopp auf der Standspur, weil der Blinker nicht mehr ging, da sich dies durch Rütteln an den Sicherungen abstellen lies. Kaum stellte sich aber auf der A8 die Routine ein (aber warum geht eigentlich jedes Instrument, außer Voltmeter und Öltemperatur?), schon klappen die Scheinwerfer zu und alle Lichter gehen aus einschliesslich der Funktion der Instrumentierung. Da machte sich doch ein Adrenalinschub breit. Egal, noch sehe ich genug und der Motor läuft. Aber der Alte gibt dauernd Gas und überholt, ich habe ja weder Blinker noch Rücklicht und nun stottert der Motor auch noch beim Gasgeben und zieht nicht mehr, ist jetzt alles hin??? An dem Sattelschlepper mußte ich vorbei, ich habe kein Handy und ob mein Vater mich findet, wenn ich nun stehen bleibe? Ich habe ja keine Instrumente und weis ja nicht, ob der Motor verreckt (Temperatur, Öldruck usw.). Von hinten schon Lichthupen, also sofort auf die Standspur, als ich nach einer Ewigkeit, wie mit einer 2CV den LKW überschlichen hatte. Zum Glück kommt auch gleich ein Rastplatz und mein Vater hielt die Augen offen. Hier die die Diagnose: Lichtmaschine hin! Aus dem Grund machte das Voltmeter keinen Mux und die Batterie war total überdimensioniert und nagelneu. Das hatte der Verkäufer also gewußt.
Da wir weder ein Überbrückungskabel, noch eine Abschleppstange hatten, hies es den Wagen zurücklassen und mit dem Anhänger holen. Wer weis, was für Defekte noch kommen. Zum meinem Glück war das Türschloss zwar optisch vorhanden, aber nicht mechanisch existent. Man konnte die Tür mit jedem flachen Gegenstand öffnen... Na ja, dafür habe ich auch die Ordner mit den Reparaturhandbüchern des Verkäufers im Auto gelassen.

Um 23 Uhr daheim angekommen, konnte ich nur noch meinen Freund und NSU Prinz Sammler Erwin anrufen, der sich trotz der unchristlichen Zeit noch um den Anhänger und das Zugfahrzeug kümmerte. Also am nächsten Tag los, das Herzklopfen und Bangen, ob das Auto noch da war, wurde immer heftiger, je näher wir an den Rastplatz kamen. Nun ja, so einen Schrott wollte ja niemand, außer ein paar Kinder, die fragten, ob das ein Ferrari ist, als das Ding verladen wurde. Matra sagt ja niemanden mehr was. Am Heimweg noch ein Dreher auf der Autobahn, ein beschädigtes Zugfahrzeug und eine verbogene Kupplung, nachdem der Anhänger mit alten 100% Querschnitt Reifen ausgerüstet und als Universalkonstruktion (Boot-Last-Auto) ausgelegt ist, was ziemlich schlingerempfindlich ist. Dann sollte die Last, also der Wagen eigentlich mit dem Schwerpunkt Richtung Zugfahrzeug/Kupplung aufgeladen werden. So was weis man immer erst nachher. Da der murena aber so fest mit Elefantengurte verzurrt war, war er lediglich verrutscht, sonst nix. Dem Erwin hatte ich sein Wochenende versaut, er mußte den Bus reparieren und Ersatzteile kaufen. Kein guter Start.

Nach dem Erlebnis wurde erst mal gründlich gewartet und repariert. Nach der Ernüchterung auf der Autobahn und dem nachgelassenen "Haben Wollen", war die Mängelliste auch ohne einen einzigen m zu fahren, beliebig erweiterbar, mein unfachkundiges Auge hat schon durch bloßes Hinschauen nur Baustellen endeckt. Zumindest verkehrssicher sollte das Auto sein, wenn ich noch im Jahr 2000 ca. 1000 Kennenlern-km fahren sollte.

Aus den Erfahrungen konnte ich ein Vokabular für die Annoncen der murenas beginnen, z.B.:
Super Zustand = Schrottreif
Scheckheftgepflegt = nicht reparierter Totalschaden

Mich wundert aber heute noch, wie so ein Auto überhaupt TÜV bekommen konnte, die Mägel bestanden schon seit Jahren, also schon währen der letzen HU! Na ja, es wurden während der nächsten 4 Monate alle Bremssättel überholt, die Felgen und Reifen komplett erneuert, die Elektrik entbastelt und zum Teil instand gesetzt, der Vergaser komplett gereinigt und vervollständigt (darum lief der Motor mit höchstens 50 PS), Spritleitungen erneuert, Zündanlage gereinigt und alle Flüssigkeiten erneuert. Das Getriebe lief dann mit ausreichender Menge und korrekt spezifiziertem Öl zwar zuverlässig und leichtgängig, aber die Lager haben deutlich gelitten. Ich wollte es gut machen und habe mir gleich ein Spax Fahrwerk gekauft, was ich aber bitter bereuen sollte. Auch dies bestärkte dann den Entschluss, bei den deutschen Teilehändlern nichts mehr zu kaufen und die nötigen Originalteil aus Frankreich kommen zu lassen, wo man auch wirkliche wettbewerbstaugliche Tuningteile bekommt (Schmiedekolben, Einspritzanlagen...). Der Motor lief dann aber zuverlässig, wenn auch nicht richtig rund, was das Kompressionsdiagramm bestätigte. Trotzdem machte mir der Wagen im Herbst 2000 so viel Spaß dass ich ihn in mein Herz geschlossen hatte. Auch meine Mutter konnte gewisse Sympathien für das Fahrzeug nicht mehr verbergen ;-)

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